Veröffentlicht am März 15, 2024

Entgegen der Annahme ist der Rückenschmerz beim Campen kein Schicksal, sondern die logische Folge eines strukturellen Versagens Ihrer Ausrüstung.

  • Billige Stühle sparen an Materialfestigkeit und Gelenkqualität, was zu schädlichen Mikro-Instabilitäten und einer kollabierenden Stützstruktur führt.
  • Wahre Ergonomie wird durch präzise Maße (Sitzhöhe, -tiefe) und stabile Materialien (z. B. Aluminium) definiert, nicht durch weiche Polster.

Empfehlung: Investieren Sie in einen Stuhl, dessen technische Daten (Belastbarkeit, Material, Normen wie DIN EN 581) seine strukturelle Integrität belegen, anstatt sich von oberflächlichen Komfortmerkmalen täuschen zu lassen.

Jeder Camper kennt das Gefühl: Nach ein paar Tagen im Freien, die eigentlich der Erholung dienen sollten, meldet sich der Rücken mit einem unangenehmen Ziehen. Die Schuld wird oft dem ungewohnten Schlafen oder der harten Isomatte gegeben. Doch die wahre Ursache für das Leid beginnt oft schon viel früher – beim gemütlichen Sitzen im Campingstuhl. Viele gehen davon aus, dass ein Stuhl nur bequem sein muss. Doch aus orthopädischer Sicht ist diese Annahme fatal. Für die mehr als 10,58 Millionen Deutsche, die eine Camping-Ausrüstung besitzen, ist das Verständnis für dieses Thema entscheidend.

Die üblichen Ratschläge beschränken sich oft auf das Offensichtliche: Kaufen Sie einen „guten“ Stuhl, achten Sie auf Polsterung. Aber was, wenn die wahre Ursache für Ihre Schmerzen nicht mangelnder Komfort ist, sondern ein biomechanischer Kollaps? Die entscheidende Frage ist nicht, *ob* ein Stuhl gepolstert ist, sondern ob seine Grundstruktur dem Gewicht und den Bewegungen eines menschlichen Körpers standhält. Ein billiger Stuhl ist keine Sparmaßnahme, sondern eine vorprogrammierte Belastungsprobe für Ihre Wirbelsäule. Seine scheinbare Bequemlichkeit ist eine Illusion, die nach wenigen Stunden oder Tagen der Realität der Materialermüdung und fehlerhaften Konstruktion weicht.

Dieser Artikel bricht mit den oberflächlichen Kauftipps. Wir werden die Problematik aus einer gesundheitsorientierten und materialwissenschaftlichen Perspektive beleuchten. Anstatt über Farben und Getränkehalter zu sprechen, analysieren wir die kritischen Faktoren: die Wahl zwischen Hochlehner und Falthocker im Kontext der Ergonomie, die Stabilität des Metalls, die Qualität der Gelenke und die Widerstandsfähigkeit der Bezüge. Sie werden lernen, einen Campingstuhl nicht als Möbelstück zu betrachten, sondern als ein technisches Hilfsmittel für die Gesundheit Ihres Rückens.

Um Ihnen eine klare Orientierung zu geben, haben wir diesen Ratgeber strukturiert. Jeder Abschnitt widmet sich einer spezifischen Frage, die Sie sich vor dem Kauf stellen sollten, um eine fundierte und vor allem rückenfreundliche Entscheidung zu treffen.

Hochlehner oder Falthocker: Was passt in den Kofferraum und schont den Rücken?

Die erste Entscheidung beim Stuhlkauf ist oft eine des Formats: der kompakte, schnell aufgeklappte Falthocker versus der vermeintlich sperrige Hochlehner. Aus orthopädischer Sicht ist diese Wahl jedoch fundamental für die präventive Ergonomie. Ein einfacher Hocker zwingt den Oberkörper in eine aktive Halteposition ohne jegliche Unterstützung der Lenden- und Brustwirbelsäule. Für kurze Pausen mag das genügen, doch nach 20 Minuten beginnt die Rumpfmuskulatur zu ermüden, was unweigerlich zu einer ungesunden, krummen Sitzhaltung führt. Die biomechanische Belastungskette wird unterbrochen, und der Druck auf die Bandscheiben steigt.

Ein Hochlehner hingegen bietet eine durchgehende Unterstützung vom Becken bis zu den Schultern und idealerweise dem Kopf. Dies entlastet die gesamte Rückenmuskulatur und ermöglicht eine entspannte, aufrechte Haltung. Moderne Hochlehner sind zudem oft Meister der Kompaktheit und widerlegen das Vorurteil der Sperrigkeit. Der entscheidende Punkt ist nicht das Packmaß allein, sondern das Verhältnis von Stützfunktion zu Packmaß. Ein Stuhl, der im Kofferraum eines VW California kaum Platz wegnimmt, aber den Rücken optimal stützt, ist die weitaus klügere Investition in Ihre Gesundheit.

Visueller Vergleich zwischen Hochlehner und Falthocker im Kofferraum eines deutschen Wohnmobils

Bei der Auswahl kommt es auf präzise, ergonomische Maße an, die über bloße Bequemlichkeit hinausgehen. Diese Kennzahlen stellen sicher, dass der Stuhl zu Ihrer Körpergröße passt und eine gesunde Haltung fördert, anstatt sie zu behindern. Ein Stuhl, der diese Kriterien erfüllt, ist mehr als nur eine Sitzgelegenheit – er ist eine aktive Maßnahme zur Prävention von Rückenschmerzen auf Reisen.

Ihr Fahrplan zum ergonomischen Stuhl: Checkliste nach AGR-Empfehlungen

  1. Sitzhöhe prüfen: Wählen Sie eine Höhe im Bereich von ca. 42 bis 47 cm, um eine 90-Grad-Beugung in den Knien zu ermöglichen.
  2. Sitztiefe beachten: Eine Tiefe von ca. 43 bis 48 cm ist ideal, damit zwischen Kniekehle und Sitzvorderkante eine Handbreit Platz bleibt.
  3. Sitzbreite sicherstellen: Mindestens 43 cm Breite sind nötig, um Druckpunkte an den Oberschenkeln zu vermeiden und Bewegungsfreiheit zu gewährleisten.
  4. Gewichtslimit einhalten: Ein ergonomischer Stuhl sollte ein Maximalgewicht von 6 kg nicht überschreiten, um die Handhabung zu erleichtern.
  5. Zusätzliche Entlastung nutzen: Eine Fußstütze oder ein separater Hocker kann die Rückenentlastung signifikant erhöhen, indem er die Beinmuskulatur entspannt.

Welches Metall verbiegt sich nicht, wenn eine 100kg-Person sich setzt?

Die strukturelle Integrität eines Campingstuhls steht und fällt mit dem Material seines Gestells. Ein billiger Stuhl, der unter einer 100-kg-Person nachgibt oder sich gar verbiegt, ist nicht nur ein Ärgernis, sondern ein Sicherheitsrisiko und der Anfang vom Ende für einen gesunden Rücken. Das Nachgeben des Rahmens führt zu einer instabilen Sitzfläche, die einer Hängematte gleicht und die Wirbelsäule in eine unnatürliche Krümmung zwingt. Die Wahl des Metalls ist daher keine Frage des Geschmacks, sondern der Physik und Belastbarkeit. Die Normenreihe DIN EN 581 legt hierfür wichtige Sicherheitsanforderungen fest.

DIN EN 581 ist die Normreihe für Außenmöbel. Sie gilt für Sitzmöbel (Stühle, Bänke, u.a.) und Tische für den Campingeinsatz.

– TÜV Thüringen, Möbelprüfung – GS-Zeichen & TÜV Thüringen-Siegel

Die Belastbarkeit wird maßgeblich vom Material und der Wandstärke der Rohre bestimmt. Günstige Modelle verwenden oft einfachen Stahl, der zwar eine hohe Traglast suggeriert, aber anfällig für Rost ist, besonders in Küstennähe. Eine beschädigte Pulverbeschichtung genügt, und die Korrosion schwächt die Struktur von innen. Hochwertigere Stühle setzen auf Aluminium. Es ist deutlich leichter und von Natur aus rostbeständig. Eine spezielle Legierung wie 7075er Flugzeugaluminium bietet eine extreme Festigkeit bei minimalem Gewicht und ist die erste Wahl für ultraleichte, aber hochbelastbare Stühle. Titanium stellt die absolute Spitzenklasse dar, ist aber entsprechend teuer.

Achten Sie daher nicht nur auf die angegebene Maximallast, sondern hinterfragen Sie, durch welches Material und welche Konstruktion diese erreicht wird. Ein Stuhl mit einem soliden Aluminiumrahmen ist oft die bessere Langzeitinvestition als ein schwerer Stahlstuhl, dessen wahre Schwäche sich erst nach dem ersten Kontakt mit Feuchtigkeit zeigt, wie dieser umfassende Materialvergleich zeigt.

Materialvergleich für Campingstühle nach Belastbarkeit
Material Typische Belastbarkeit Gewicht Rostbeständigkeit
Pulverbeschichteter Stahl Bis 136 kg Schwerer (6+ kg) Anfällig bei Küstenluft
Aluminium-Rahmen Bis 120 kg Leichter (3-5 kg) Sehr gut
7075er Flugzeugaluminium Bis 150 kg Ultraleicht (unter 3 kg) Exzellent
Titanium Bis 160 kg Sehr leicht (2-4 kg) Hervorragend

Wie verhindern Sie, dass der Kaffee bei jeder Bewegung überschwappt?

Eine überschwappende Kaffeetasse ist mehr als nur ein kleines Ärgernis – sie ist ein untrügliches Symptom für die Mikro-Instabilitäten eines minderwertigen Campingstuhls. Jedes Wackeln, jedes leichte Nachgeben des Gestells bei einer Gewichtsverlagerung zwingt Ihre Rumpfmuskulatur zu ständigen, unbewussten Korrekturbewegungen. Diese permanente Anspannung führt zu schnellerer Ermüdung und schließlich zu Verspannungen und Schmerzen im Lendenwirbelbereich. Ein stabiler Stand ist daher kein Luxusmerkmal, sondern ein Kernaspekt der Ergonomie.

Die Stabilität eines Stuhls hängt von mehreren Designfaktoren ab. Erstens, die Konstruktion der Füße: Auf weichen Untergründen wie Rasen oder Sand neigen Stühle mit einzelnen, schmalen Füßen zum Einsinken. Dies führt zu einer Schieflage, die der Körper ausgleichen muss. Modelle mit breiteren Füßen oder horizontalen Querstreben am unteren Gestänge verteilen das Gewicht auf eine größere Fläche und verhindern das Einsinken. Zweitens, die Qualität der Gelenke: Lose oder unpräzise gefertigte Gelenke führen zu Spiel im Rahmen, das sich bei jeder Bewegung als Wackeln bemerkbar macht. Hochwertige Stühle besitzen feste, aber dennoch flexible Gelenke, die eine leichte Nachgiebigkeit erlauben, ohne dass die Beine an Halt verlieren.

Praxisbeispiel: Brunner Raptor NG 2.0

Ein hervorragendes Beispiel für durchdachte Stabilität ist der Brunner Raptor NG 2.0, der als der Testsieger bei AUTO BILD hervorging. Seine Besonderheit sind die schwenkbaren Tellerfüße an den Beinen. Diese passen sich unebenen Untergründen an und verhindern durch ihre vergrößerte Auflagefläche effektiv ein Einsinken. In Kombination mit stabilen Armlehnen und einer hochwertigen Gesamtverarbeitung sorgt dies für ein außergewöhnlich ruhiges und sicheres Sitzgefühl, bei dem die Kaffeetasse sicher stehen bleibt.

Achten Sie beim Kauf bewusst auf diese Details. Testen Sie den Stuhl, falls möglich, auf verschiedenen Untergründen. Bevorzugen Sie Modelle mit vier separaten Füßen für steinige Böden, da diese Unebenheiten besser ausgleichen können, und Modelle mit Querstreben für weiche Wiesen. Ein Stuhl, der bombenfest steht, gibt nicht nur Ihrer Kaffeetasse, sondern vor allem Ihrem Rücken den nötigen Halt.

Die Gefahr von gequetschten Fingern bei billigen Scherengelenken

Die Qualität der Gelenke eines Campingstuhls ist ein oft übersehener, aber kritischer Indikator für seine Gesamtqualität und Sicherheit. Billige Scherengelenke, oft aus gestanztem Blech mit scharfen Kanten gefertigt, stellen eine erhebliche Klemm- und Quetschgefahr für die Finger dar, besonders beim unachtsamen Auf- oder Zuklappen. Dies ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch ein klares Warnsignal: Wo an der offensichtlichen Sicherheit gespart wird, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an der unsichtbaren strukturellen Integrität gespart.

Hochwertige Stühle zeichnen sich durch sorgfältig konstruierte Gelenke aus. Die Kanten sind abgerundet, und oft sind Kunststoffkappen oder spezielle Sicherheitsmechanismen integriert, die einen Fingerklemmschutz bieten. Diese durchdachten Details sind ein Zeichen dafür, dass der Hersteller über den reinen Nutzwert hinausgedacht und in die Sicherheit und Langlebigkeit des Produkts investiert hat. Ein verlässlicher Indikator für geprüfte Sicherheit ist das GS-Zeichen. Es stellt sicher, dass ein Produkt die Anforderungen des deutschen Produktsicherheitsgesetzes (ProdSG) erfüllt und von einer unabhängigen Prüfstelle getestet wurde.

Makroaufnahme eines Scherengelenks bei einem Campingstuhl mit Fokus auf Sicherheitsmechanismen

Das GS-Zeichen, dessen Zertifikat für fünf Jahre gültig ist, deckt Aspekte wie mechanische Sicherheit, Stabilität und die Abwesenheit von Schadstoffen ab. Für Campingmöbel sind insbesondere die Normen der Reihe EN 581 relevant, die spezifische Anforderungen an die Sicherheit, Festigkeit und Dauerhaltbarkeit von Sitzmöbeln für den Außenbereich definieren. Ein Stuhl, der diese Zertifizierungen trägt, hat eine umfassende Gefahrenanalyse und Risikobewertung durchlaufen. Die Investition in ein solches Produkt ist eine Investition in die eigene Unversehrtheit und ein Garant für eine langlebige, sorgenfreie Nutzung.

Wann schimmelt der Bezug, wenn Sie den Stuhl nass zusammenklappen?

Ein unerwarteter Regenschauer gehört zum Campen dazu. Problematisch wird es, wenn der nasse Stuhl achtlos zusammengeklappt und im Wohnmobil verstaut wird. Die Kombination aus Feuchtigkeit, Wärme und mangelnder Belüftung ist der ideale Nährboden für Schimmel und Stockflecken. Dies ist nicht nur ein ästhetisches Problem. Schimmelsporen können gesundheitsschädlich sein und Allergien auslösen. Zudem greift der Schimmelbefall die Faserstruktur des Bezugs an, was zu Materialermüdung führt. Der Stoff verliert an Spannung, beginnt durchzuhängen und bietet nicht mehr die nötige Stützwirkung für den Rücken. Die ergonomische Funktion des Stuhls ist damit hinfällig.

Die Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit hängt entscheidend vom Material des Bezugs ab. Einfache Baumwoll- oder Polyesterstoffe saugen sich voll und trocknen nur sehr langsam. Hochwertige Campingstühle verwenden technische Gewebe, die speziell für den Outdoor-Einsatz entwickelt wurden. Dazu gehören:

  • 600D-Polyester: Ein robustes, oft beschichtetes Gewebe, das wasserabweisend ist.
  • Textilene-Gewebe: Ein Netzgewebe aus PVC-ummanteltem Polyester, das extrem wetterfest, luftdurchlässig und schnelltrocknend ist. Wasser perlt größtenteils ab.
  • 3D-Polsterstoffe: Innovative Materialien mit einer dreidimensionalen Netzstruktur, die für eine hervorragende Belüftung sorgen und Wasser nicht speichern, sondern durchleiten.

Praxisbeispiel: Crespo Stuhl mit 3D-Polsterstoff

Der Campingstuhl von Crespo, getestet von „Haus & Garten Test“, ist mit einem solchen 3D-Polsterstoff ausgestattet. Im Praxistest zeigte sich, dass das Material einen Regenschauer problemlos übersteht. Die offene Struktur sorgt dafür, dass das Wasser schnell abfließt und der Bezug innerhalb kürzester Zeit wieder trocken ist. Dies verhindert effektiv die Bildung von Schimmel und erhält die strukturelle Integrität der Sitzfläche langfristig.

Unabhängig vom Material gilt die goldene Regel: Lassen Sie einen nassen Stuhl immer aufgeklappt und vollständig trocknen, bevor Sie ihn für längere Zeit lagern. Achten Sie beim Kauf auf Zertifizierungen wie OEKO-TEX®, die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Materialien garantieren.

Luftmatratze oder selbstaufblasende Matte: Wo spüren Sie jeden Euro im Rücken?

Die Prinzipien der strukturellen Unterstützung enden nicht beim Campingstuhl. Sie setzen sich nahtlos in der Nacht fort. Ein häufiger Fehler ist, in einen teuren Stuhl zu investieren, aber bei der Schlafunterlage zu sparen. Eine billige Luftmatratze verhält sich unter dem Körpergewicht exakt wie ein minderwertiger Stuhl: Sie bietet keine definierte Stütze. Der Körper sinkt an den schwersten Stellen – Hüfte und Schultern – am tiefsten ein und erzeugt eine ungesunde „Hängematten“-Lage. Die Wirbelsäule wird gekrümmt, die Muskulatur muss die ganze Nacht über gegensteuern. Das Ergebnis ist vorprogrammiert: Sie wachen verspannter auf, als Sie zu Bett gegangen sind.

Die Matratze überzeugte mich schon nach der ersten Nacht! Sie ist so bequem, sodass ich keine Rückenschmerzen mehr bekomme, wie ich es sonst beim normalen Camping mit Isomatte immer hatte.

– Erfahrung eines Dauercampers

Selbstaufblasende Isomatten sind hier oft die überlegene Lösung. Sie kombinieren einen Schaumstoffkern mit einer luftdichten Hülle. Der Schaumstoff bietet eine grundlegende strukturelle Integrität und eine gleichmäßigere Gewichtsverteilung, selbst wenn etwas Luft entweicht. Die Dicke und Dichte des Schaums sind hier entscheidend. Dünne Matten für Trekkingtouren bieten primär Isolation, während dickere Komfort-Matten (7-10 cm) eine hervorragende Stützfunktion für Camper bieten, die mit dem Auto unterwegs sind. Jeder Euro, der in eine dickere, hochwertigere Matte investiert wird, zahlt sich direkt in Form von fehlenden Rückenschmerzen und echter Erholung aus.

Das Argument „Ich bin ja nur ein paar Nächte unterwegs“ ist aus orthopädischer Sicht nicht haltbar. Bereits eine Nacht in einer falschen Schlafposition kann zu Blockaden und schmerzhaften Verspannungen führen, die den restlichen Urlaub beeinträchtigen. Die Wahl der richtigen Matte ist daher, genau wie die des Stuhls, eine präventive Gesundheitsmaßnahme.

Wie öffnen Sie die Hecktüren, wenn die Räder beladen sind?

Die beste ergonomische Ausrüstung nützt wenig, wenn sie so sperrig ist, dass sie die Funktionalität des Campingfahrzeugs einschränkt. Ein klassisches Problem bei Kastenwagen wie dem Fiat Ducato oder Mercedes Sprinter: Große, unhandliche Stühle blockieren den Zugang zur Heckgarage oder zu wichtigen Staufächern. Das ständige Umräumen und Heben schwerer Stühle ist nicht nur mühsam, sondern stellt selbst eine Belastung für den Rücken dar. Das Thema Packmaß und Gewicht ist daher untrennbar mit der Ergonomie verbunden.

Die Lösung liegt in der modernen Ingenieurskunst. Hersteller haben erkannt, dass Camper Komfort und Mobilität nicht gegeneinander ausspielen wollen. Der Trend geht zu ultraleichten Stühlen, die auf ein minimales Packmaß zusammengefaltet werden können, ohne bei der Stabilität oder dem Sitzkomfort Kompromisse einzugehen. Dies wird durch den Einsatz von High-Tech-Materialien wie 7075er Flugzeugaluminium und cleveren, patentierten Faltmechanismen erreicht. Diese Stühle lassen sich oft in handlichen Tragetaschen verstauen, die problemlos in Nischen oder unter Sitzen Platz finden.

Praxisbeispiel: Helinox ultraleichte Campingstühle

Die Marke Helinox ist ein Pionier auf diesem Gebiet. Modelle wie der Sunset Chair oder der Savanna Chair, getestet von „promobil“, sind extrem auf Leichtbau und kleines Packmaß ausgelegt. Mit einem Gewicht von nur 1,6 kg bis 2,0 kg sind sie konkurrenzlos leicht und lassen sich auf die Größe einer Baguette-Tasche zusammenfalten. Trotzdem bieten sie dank ihres robusten DAC-Aluminiumgestänges eine hohe Belastbarkeit und erstaunlichen Sitzkomfort, oft sogar mit hoher Rückenlehne.

Blick in die Heckgarage eines Wohnmobils mit optimierter Beladung und kompakten Campingstühlen

Eine durchdachte Beladung, ermöglicht durch kompakte Ausrüstung, erleichtert den gesamten Campingalltag. Wenn Sie jederzeit mühelos auf Ihre Ausrüstung zugreifen können, ohne schwere Gegenstände heben zu müssen, schonen Sie Ihren Rücken aktiv. Die Investition in einen leichten, kompakten und dennoch stabilen Stuhl ist somit eine doppelte Investition in Ihre Gesundheit: durch besseres Sitzen und durch leichteres Handling.

Das Wichtigste in Kürze

  • Struktur vor Komfort: Die Stabilität des Rahmens und die Spannung des Bezugs sind für die Rückengesundheit wichtiger als dicke Polster.
  • Material entscheidet: Aluminiumrahmen bieten den besten Kompromiss aus Leichtigkeit, Stabilität und Rostbeständigkeit. Achten Sie auf die Materialspezifikationen.
  • Zertifikate als Leitfaden: Siegel wie GS-Zeichen und die Einhaltung von Normen (DIN EN 581) sind verlässliche Indikatoren für Sicherheit und Qualität.

Warum frieren Sie im teuren Schlafsack, wenn die Isomatte nichts taugt?

Stellen Sie sich vor, Sie haben in einen hochwertigen Daunenschlafsack investiert, der bis -5°C warmhalten soll, und dennoch frieren Sie bei +5°C. Der Grund dafür liegt meist nicht im Schlafsack, sondern darunter. Dieses Phänomen ist die perfekte Analogie zum Zusammenspiel von Campingstuhl und Rückenschmerz und verdeutlicht das Prinzip des Systemversagens. Ein Schlafsack isoliert nur effektiv, weil seine Füllung (Daune oder Kunstfaser) Luft einschließt. Wenn Sie sich jedoch darauf legen, wird die Füllung unter Ihrem Körpergewicht komprimiert und verliert fast ihre gesamte Isolationswirkung. Die Kälte des Bodens wird ungehindert an Ihren Körper weitergeleitet.

Hier kommt die Isomatte ins Spiel. Ihre Aufgabe ist es, eine isolierende Barriere zwischen Ihrem Körper und dem kalten Boden zu schaffen. Eine minderwertige, dünne oder strukturell instabile Matte versagt in dieser Funktion – genauso wie ein billiger Stuhl in seiner Stützfunktion versagt. Ihr teurer Schlafsack kann sein Potenzial nicht entfalten, weil ein entscheidender Teil des Schlafsystems fehlt. Sie haben an der falschen Stelle gespart.

Rückenschmerzen und verkrampfte Muskeln sind die Folgen einer ‚Hängematte‘. Oft passiert dies bei alten Schlafsystemen, bei denen sowohl das Material der Matratze gerade im Hüftbereich stark ermüdet ist und zusätzlich der darunterliegende Lattenrost jegliche Spann- und Stützkraft verloren hat.

– traum-fabrik.de

Dieses Prinzip der Systemintegrität ist der Schlüssel zu einem gesunden und erholsamen Campingerlebnis. Ihr Wohlbefinden hängt nicht von einem einzelnen, teuren Ausrüstungsgegenstand ab, sondern vom harmonischen Zusammenspiel aller Komponenten. Ein ergonomischer Stuhl, eine stützende Isomatte und ein passender Schlafsack bilden eine Einheit. Der Stuhl sorgt für eine entspannte Muskulatur während des Tages, die Matte für eine regenerative Haltung während der Nacht. Fällt ein Element aus, leidet das gesamte System – und am Ende Ihr Körper.

Betrachten Sie Ihre Campingausrüstung daher nicht als eine Sammlung von Einzelteilen, sondern als ein integriertes System zur Unterstützung Ihrer Gesundheit. Eine bewusste, qualitätsorientierte Auswahl bei jedem Element ist der einzige Weg, um Rückenschmerzen vorzubeugen und sicherzustellen, dass Ihre Zeit in der Natur der Erholung dient, die sie sein sollte. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Ausrüstung unter diesen Gesichtspunkten kritisch zu bewerten.

Häufig gestellte Fragen zu Sicherheit und Normen bei Campingstühlen

Werden Klemmgefahren beim GS-Zeichen geprüft?

Ja, absolut. Das GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“ stellt sicher, dass ein Produkt höchste Qualitäts- und Sicherheitsstandards erfüllt. Dazu gehört auch die Prüfung auf mechanische Gefahren wie Klemm- und Quetschstellen, um Verletzungen beim Gebrauch zu verhindern.

Welche Normen gelten für Camping-Möbel?

Die zentrale europäische Normenreihe ist die EN 581. Sie gliedert sich in drei Teile: EN 581-1 (allgemeine Sicherheitsanforderungen), EN 581-2 (Sicherheitsanforderungen und Prüfverfahren für Sitzmöbel) und EN 581-3 (für Tische). Diese Normen definieren, wie robust und langlebig ein Outdoor-Möbel sein muss.

Was umfasst die neue Produktsicherheitsverordnung?

Die neue allgemeine Produktsicherheitsverordnung (GPSR), die EU-weit gilt, fordert von Herstellern eine noch umfassendere und proaktive Sicherheitsbewertung ihrer Produkte. Sie müssen eine detaillierte technische Dokumentation erstellen, die eine Gefahrenanalyse und eine Risikobewertung für den gesamten Lebenszyklus des Produkts enthält, bevor es auf den Markt gebracht wird.

Geschrieben von Tobias Jäger, Diplom-Ingenieur für Textiltechnik und ehemaliger Produktentwickler für Outdoor-Ausrüstung. Experte für Materialien, Zelte und Wetterschutz mit 15 Jahren Industrieerfahrung.