
Die Suche nach dem perfekten Campingurlaub als Paar endet oft im Streit, weil es nicht um die richtige Ausrüstung geht, sondern um unterschiedliche Bedürfnisse.
- Der Schlüssel liegt darin, eine gemeinsame „Komfort-Baseline“ zu definieren, also das Minimum an Bequemlichkeit, das beide Partner benötigen.
- Anstatt sofort zu kaufen, hilft eine „Miet-Leiter-Strategie“ dabei, risikofrei vom Dachzelt bis zum Wohnmobil die ideale Balance auszutesten.
Empfehlung: Beginnen Sie nicht mit einem Kauf, sondern mit einem Gespräch. Definieren Sie gemeinsam, was „Erholung“ für Sie beide bedeutet, und planen Sie einen kleinen Testurlaub, um Ihren Kompromiss in der Praxis zu erproben.
Der eine träumt von Nächten unter dem Sternenhimmel, nur durch eine Zeltwand von der Natur getrennt. Der andere sehnt sich nach einem bequemen Bett, einer richtigen Toilette und dem Komfort der eigenen vier Wände, nur eben auf Rädern. Dieser klassische Konflikt zwischen dem Wunsch nach purem Naturerlebnis und dem Bedürfnis nach einem gewissen Luxus ist vielen Paaren bestens bekannt und kann die Urlaubsplanung zur Zerreißprobe machen. Oft wird die Debatte auf eine einfache Wahl reduziert: Zelt oder Wohnmobil? Purismus oder Glamping?
Doch diese Entweder-oder-Frage führt meist in eine Sackgasse. Der wahre Kern des Problems liegt tiefer. Es geht nicht darum, eine technische Entscheidung zu treffen, sondern darum, einen emotionalen Konsens zu finden. Die wachsende Beliebtheit von „Glamourous Camping“ zeigt, dass der Wunsch, Naturverbundenheit und Komfort zu vereinen, kein Widerspruch sein muss. Es ist vielmehr ein modernes Bedürfnis, dem der Markt mit immer neuen Lösungen begegnet. Doch bevor Sie sich im Dschungel der Angebote verlieren, sollten Sie einen Schritt zurücktreten.
Dieser Ratgeber agiert als Ihr vermittelnder Partner. Er zielt darauf ab, die Diskussion vom Material auf das Gefühl zu lenken. Statt darüber zu streiten, *was* man kauft, erforschen wir, *wie* Sie gemeinsam herausfinden, was Sie wirklich brauchen. Der wahre Luxus beim Campen ist nicht die teuerste Ausstattung, sondern das geteilte Erlebnis, das am Ende beide Partner als bereichernd und erholsam empfinden. Wir zeigen Ihnen, wie Sie durch einen gezielten Dialog und strategisches Ausprobieren Ihren ganz persönlichen Camping-Standard als Paar definieren.
Um diesen Weg gemeinsam zu gehen, haben wir die wichtigsten Fragen und Entscheidungshilfen für Sie strukturiert. Der folgende Überblick führt Sie schrittweise von der grundlegenden Analyse Ihrer Bedürfnisse bis hin zu den praktischen Details, die einen gelungenen Urlaub ausmachen.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zum gemeinsamen Camping-Glück
- Warum suchen immer mehr Menschen Naturerlebnis ohne Komfortverzicht?
- Wie finden Sie heraus, ob Sie ein „Zelt-Typ“ oder ein „Wohnmobil-Typ“ sind?
- Luftmatratze oder selbstaufblasende Matte: Wo spüren Sie jeden Euro im Rücken?
- Wenn zu viel Technik den Kontakt zur Natur blockiert
- Wann ist der richtige Zeitpunkt, vom Zelt auf den Wohnwagen umzusteigen?
- Mieten oder Kaufen: Was lohnt sich für den ersten Camping-Versuch?
- Warum kosten manche Zelte mehr als ein Hotelzimmer pro Nacht?
- Wie entschlüsseln Sie die Symbole im Campingführer, um Enttäuschungen zu vermeiden?
Warum suchen immer mehr Menschen Naturerlebnis ohne Komfortverzicht?
Der Wunsch nach einer Auszeit in der Natur ist tief in uns verankert. Gleichzeitig sind wir im Alltag an einen hohen Standard an Komfort gewöhnt, den viele im Urlaub nicht missen möchten. Diese beiden scheinbar widersprüchlichen Sehnsüchte verschmelzen zunehmend zu einem neuen Reisetrend: dem Komfort-Camping. Es ist keine Nischenbewegung mehr, sondern ein Massenphänomen, das die gesamte Branche prägt. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Allein im ersten Quartal 2024 erreichten laut Branchenverband die Neuzulassungen von Wohnmobilen in Deutschland mit über 19.800 Fahrzeugen einen neuen Rekordwert.
Dieser Boom zeigt, dass die Frage nicht mehr lautet, *ob* man Komfort in der Natur haben kann, sondern *wie viel* davon man möchte. Der Begriff „Glamping“, eine Wortschöpfung aus „Glamourous“ und „Camping“, fasst diesen Trend zusammen. Er beschreibt alles, was über die einfache Isomatte hinausgeht – vom luxuriös ausgestatteten Safarizelt mit eigenem Bad bis zum vollintegrierten Wohnmobil mit Fußbodenheizung. Für Paare mit unterschiedlichen Vorstellungen ist dieser Trend ein Segen, denn er erweitert das Spektrum der Möglichkeiten enorm.
Das Ziel für Sie als Paar ist es, Ihre persönliche Komfort-Baseline zu finden. Dies ist das nicht verhandelbare Minimum an Ausstattung und Bequemlichkeit, das jeder von Ihnen benötigt, um sich wirklich entspannen zu können. Für den einen mag das ein trockenes Dach über dem Kopf sein, für den anderen ein richtiges Bett und eine saubere, private Toilette. Anstatt die Positionen „Zelt“ versus „Wohnmobil“ zu verteidigen, beginnen Sie damit, diese fundamentalen Bedürfnisse zu benennen. Erst wenn diese Basis für beide Partner gesichert ist, kann das gemeinsame Naturerlebnis für beide zum Genuss werden.
Wie finden Sie heraus, ob Sie ein „Zelt-Typ“ oder ein „Wohnmobil-Typ“ sind?
Die Frage „Zelt oder Wohnmobil?“ ist oft der erste große Streitpunkt. Doch sie ist falsch gestellt. Statt eine technische Lösung zu suchen, sollten Sie einen „Ausrüstungs-Dialog“ führen, der auf Gefühlen und Bedürfnissen basiert. Es geht nicht darum, welches Gefährt objektiv besser ist, sondern darum, welche Option sich für Sie beide als Paar am besten anfühlt. Der eine Partner sucht vielleicht die unmittelbare Nähe zur Natur, das Geräusch des Regens auf der Zeltplane und das Gefühl, autark zu sein. Der andere Partner benötigt vielleicht ein Gefühl von Sicherheit, Wärme und Privatsphäre, um sich fallen lassen zu können.
Stellen Sie sich gegenseitig Fragen, die über die reine Funktion hinausgehen:
- Was ist deine größte Sorge beim Campen im Zelt (z. B. Kälte, Insekten, unbequemer Schlaf)?
- Was würde dir bei einem Urlaub im Wohnmobil am meisten fehlen (z. B. Lagerfeuer-Romantik, das Gefühl von Abenteuer)?
- Welcher Kompromiss würde sich für dich gut anfühlen? Wären zum Beispiel ein sehr hochwertiges Zelt mit einem richtigen Bett oder ein minimalistischer Campervan eine mögliche Brücke?
Dieser Dialog hilft, die emotionalen Treiber hinter den Wünschen zu verstehen. Es ist ein fundamentaler Unterschied, ob jemand ein Wohnmobil möchte, weil er Angst vor Spinnen hat, oder weil er gerne bei jedem Wetter flexibel die Region wechseln möchte. Sobald die wahren Bedürfnisse auf dem Tisch liegen, wird die Lösungsfindung einfacher.

Die visuelle Gegenüberstellung macht die Pole deutlich: Links das pure, erdige Erlebnis, rechts die mobile, komfortable Basis. Ihre gemeinsame Aufgabe ist es, den Raum dazwischen zu erkunden. Vielleicht ist die Lösung kein Extrem, sondern ein gut ausgestatteter Camping-Van, ein geräumiges Familienzelt oder eine Mietunterkunft auf einem 5-Sterne-Campingplatz, wie sie etwa über Plattformen wie PaulCamper gezielt gesucht werden können.
Luftmatratze oder selbstaufblasende Matte: Wo spüren Sie jeden Euro im Rücken?
Nichts beeinflusst die Erholung beim Campen so unmittelbar wie die Schlafqualität. Hier treffen die unterschiedlichen Komfortansprüche oft hart aufeinander. Während der eine Partner vielleicht mit einer einfachen Luftmatratze zufrieden ist, wacht der andere mit Rückenschmerzen auf und der Urlaub ist gelaufen. Die Wahl der Schlafunterlage ist ein perfektes Mikro-Beispiel, um den Wert von Komfort zu verhandeln und zu verstehen, dass „teuer“ nicht immer „Luxus“, sondern oft eine Investition in das Wohlbefinden ist.
Die anfänglichen Kosten können täuschen. Eine günstige Luftmatratze scheint auf den ersten Blick wirtschaftlich, doch auf lange Sicht kann sich eine hochwertige, selbstaufblasende Matte als die klügere und komfortablere Wahl erweisen. Eine Analyse von Obelink zeigt die Unterschiede deutlich auf:
| Kriterium | Luftmatratze (40€) | Selbstaufblasende Matte (250€) |
|---|---|---|
| Lebensdauer | 1-2 Saisons | 10+ Jahre |
| Kosten pro Nacht (15 Nächte/Jahr) | 2,67€ | 1,67€ |
| R-Wert (Isolation) | 0,5-1 | 3-5 |
| Packmaß | Groß | Kompakt |
| Komfort | Mittel | Hoch |
Zwei Punkte aus dieser Tabelle sind im Paardialog entscheidend: Die Kosten pro Nacht und der R-Wert. Die teurere Matte ist über ihre Lebensdauer gerechnet günstiger. Viel wichtiger ist aber die Isolation, gemessen im R-Wert. Gerade in Deutschland können die Temperaturen auch im Sommer empfindlich sinken. Wer schon einmal im Schwarzwald oder Harz bei unter 10 Grad gezeltet hat, weiß eine gute Isolation zu schätzen. Ein hoher R-Wert verhindert, dass die Kälte vom Boden in den Körper zieht – ein entscheidender Faktor für erholsamen Schlaf. Hier zu investieren, ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um die Gesundheit und gute Laune beider Partner zu sichern.
Wenn zu viel Technik den Kontakt zur Natur blockiert
Während der eine Partner für mehr Komfort plädiert, sorgt sich der andere vielleicht um den Verlust des eigentlichen Ziels: die Natur zu erleben. Diese Sorge ist berechtigt. Ein Wohnmobil, ausgestattet mit Satellitenschüssel, Mikrowelle und Klimaanlage, kann schnell zu einem mobilen Wohnzimmer werden, das eine unsichtbare Wand zur Umgebung errichtet. Man ist zwar *in* der Natur, aber nicht mehr *Teil* von ihr. Dieses Phänomen lässt sich als „Luxus-Falle“ bezeichnen.
Die Geschichte von Christian, der auf Campspace seinen Rückzugsort in einem altbayrischen Dorf teilt, bringt es auf den Punkt: Er floh aus dem hektischen Stadtalltag, um „Ruhe, Entschleunigen und Natur“ zu finden. Genau diese Qualitäten gehen verloren, wenn der Campingurlaub zu einer Kopie des Alltags wird. Um diesen Konflikt aufzulösen, kann das Konzept der „Erlebnis-Währung“ helfen. Jedes mitgebrachte Stück Technik oder Luxus „kostet“ etwas von einer anderen Erfahrung. Die mobile Klimaanlage kostet das Erlebnis, nachts die kühle Waldluft durchs offene Fenster zu spüren. Das Tablet mit Filmen kostet die Zeit für ein Gespräch am Lagerfeuer. Es geht nicht darum, Technik zu verteufeln, sondern bewusst zu entscheiden, welche Erlebnisse man „bezahlen“ möchte.
Eine spielerische Methode, um als Paar die eigene Grenze auszuloten, ist die „Ein-Teil-weniger“-Challenge. Dieser schrittweise Verzicht hilft zu erkennen, was wirklich gefehlt hat und was nur aus Gewohnheit dabei war.
- Woche 1: Verzichten Sie auf die Sat-Anlage oder das mobile Internet und entdecken Sie stattdessen Gespräche, Bücher oder Kartenspiele.
- Woche 2: Lassen Sie elektrische Küchenhelfer zu Hause und kochen Sie ausschließlich mit einem Gaskocher.
- Woche 3: Ersetzen Sie abendliche Bildschirmzeit durch einen Nachtspaziergang mit Taschenlampen.
- Evaluierung: Notieren Sie nach jeder Phase ehrlich, was Sie vermisst haben und worauf Sie problemlos verzichten konnten.
Dieser Prozess ist ein praktischer „Ausrüstungs-Dialog“, der hilft, die Luxus-Falle zu vermeiden und eine Balance zu finden, die für beide Partner authentisch ist.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, vom Zelt auf den Wohnwagen umzusteigen?
Der Übergang vom Zelt zu einem Wohnwagen oder Wohnmobil ist selten eine plötzliche Entscheidung. Meist ist es ein schleichender Prozess, der von den Lebensumständen diktiert wird. Für viele Paare markiert dieser Schritt keinen Verrat am „wahren“ Camping, sondern eine logische und notwendige Anpassung an neue Bedürfnisse. Der richtige Zeitpunkt ist dann gekommen, wenn der Aufwand und die Unbequemlichkeiten des Zeltens die Freude am Naturerlebnis überwiegen.
Typische Auslöser für einen Wechsel sind:
- Familiengründung: Mit kleinen Kindern wird der Wunsch nach mehr Platz, Stauraum, einer festen Kochgelegenheit und vor allem einem wetterunabhängigen Rückzugsort größer.
- Gesundheitliche Aspekte: Mit zunehmendem Alter oder bei körperlichen Einschränkungen wird ein richtiges Bett und ein bequemer Einstieg wichtiger als das bodennahe Schlafen im Zelt.
- Reiseverhalten: Wer häufiger und auch außerhalb der Hochsaison unterwegs sein möchte, schätzt die bessere Isolierung und Heizung eines Wohnwagens oder Wohnmobils.
- Der Wunsch nach mehr Spontaneität: Ein reisefertig gepacktes Wohnmobil ermöglicht kürzere, spontanere Ausflüge, da der Auf- und Abbau des Lagers entfällt.

Diese Entwicklung ist ein natürlicher Teil des Camper-Lebens. Die Tatsache, dass der Bestand an Wohnmobilen in Deutschland Anfang 2024 fast 908.000 Fahrzeuge erreicht hat, zeigt, dass dieser Schritt für viele eine attraktive Option ist. Für ein Paar bedeutet der Umstieg eine Neudefinition ihres gemeinsamen Camping-Stils. Der Partner, der dem Zelt nachtrauert, findet vielleicht im flexiblen und kompakteren Campingbus einen guten Kompromiss, während der Komfort-liebende Partner die Annehmlichkeiten eines größeren Fahrzeugs zu schätzen weiß. Auch hier gilt: Der Dialog über die Gründe für den Wechsel ist entscheidend für die Akzeptanz bei beiden Partnern.
Mieten oder Kaufen: Was lohnt sich für den ersten Camping-Versuch?
Nachdem die theoretischen Grundlagen geklärt sind, folgt der Praxistest. Doch bevor Sie eine große Investition tätigen, die später bereut wird, lautet die einstimmige Empfehlung für Paare: Mieten! Das Mieten eines Campingfahrzeugs ist der perfekte, risikoarme Weg, um Ihren gemeinsam definierten Komfort-Standard in der Realität zu erproben. Es ist ein Feldexperiment für Ihre Beziehung und Ihre Urlaubsvorlieben. Der deutsche Markt bietet hierfür zahlreiche Optionen, von privaten Vermietern bis hin zu großen Flottenanbietern.
Plattformen wie PaulCamper oder Yescapa ermöglichen die Anmietung von Fahrzeugen von Privatpersonen, was oft eine persönlichere Übergabe und eine vielfältigere Auswahl an individuellen Ausbauten mit sich bringt. Klassische Vermieter wie der ADAC oder McRent bieten hingegen standardisierte, oft neuwertige Fahrzeuge und ein dichtes Servicenetz. Die folgende Übersicht von PaulCamper gibt einen ersten Anhaltspunkt:
| Plattform | Typ | Preis/Tag | Versicherung | Besonderheit |
|---|---|---|---|---|
| PaulCamper | P2P | 60-120€ | Vollkasko inkl. | Persönliche Übergabe |
| Yescapa | P2P | 55-110€ | Optional | Große Auswahl |
| ADAC | Klassisch | 80-150€ | Vollkasko | 24h Service |
| McRent | Klassisch | 90-180€ | Vollkasko | Neufahrzeuge |
Für Paare, die ihre Komfortgrenzen systematisch ausloten wollen, empfiehlt sich die „Miet-Leiter-Strategie“. Anstatt sofort das größte Modell zu wählen, steigen Sie die Leiter schrittweise empor:
- Stufe 1: Mieten Sie für ein Wochenende ein Auto mit Dachzelt. Das ist die minimalistischste Form des mobilen Campens und testet Ihre Outdoor-Tauglichkeit.
- Stufe 2: Verbringen Sie eine Woche in einem kompakten Campingbus (z.B. VW California). Erleben Sie die Freiheit und Flexibilität dieser beliebten Kategorie.
- Stufe 3: Gönnen Sie sich für einen längeren Urlaub ein teilintegriertes Wohnmobil und genießen Sie den vollen Komfort mit eigenem Bad und Küche.
Nach jeder Stufe dokumentieren Sie gemeinsam, was gut funktioniert hat und was gefehlt hat. Diese Erfahrungen sind unbezahlbar und bilden die Grundlage für eine fundierte und vor allem gemeinsame Kaufentscheidung, sollte der Wunsch danach bestehen.
Warum kosten manche Zelte mehr als ein Hotelzimmer pro Nacht?
Die Diskussion über das Budget ist unvermeidlich. Besonders der Partner, der zum Purismus neigt, könnte den Kopf schütteln, wenn er die Preise für Premium-Zelte sieht, die leicht 800 € oder mehr betragen können. „Für das Geld können wir ja ins Hotel gehen!“, ist ein häufiger Einwand. Doch dieser Vergleich greift zu kurz. Ein hochwertiges Zelt ist keine Ausgabe für eine Nacht, sondern eine langfristige Investition in viele Nächte voller guter Erlebnisse.
Der hohe Preis rechtfertigt sich durch drei Schlüsselfaktoren: Material, Verarbeitung und Konstruktion. Premium-Zelte verwenden reißfeste Ripstop-Gewebe mit hohen Wassersäulen, die auch tagelangem Regen standhalten. Die Reißverschlüsse sind robust und leichtgängig, die Nähte mehrfach versiegelt und das Gestänge besteht aus leichtem, aber extrem stabilem Aluminium statt aus zerbrechlichem Fiberglas. Diese Details machen den Unterschied zwischen einer erholsamen Nacht im Trockenen und einem durchnässten, frustrierenden Abbruch des Urlaubs aus.

Die Amortisationsrechnung macht den Wert deutlich: Ein Qualitätszelt für 900 €, das über zehn Jahre für insgesamt 90 Nächte genutzt wird, kostet pro Nacht nur 10 €. Das ist deutlich günstiger als jedes Hotelzimmer und bietet zudem die Freiheit, an den schönsten Orten der Natur aufzuwachen. Für den Komfort-liebenden Partner ist diese Investition der Schlüssel, um sich im Zelt überhaupt wohl und sicher zu fühlen. Für den Natur-liebenden Partner bedeutet es Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Somit ist der Kauf eines guten Zeltes keine Kapitulation vor dem Luxus, sondern ein kluger Kompromiss, der beiden Seiten dient.
Das Wichtigste in Kürze
- Beginnen Sie mit einem Dialog, nicht mit einem Katalog: Definieren Sie Ihre gemeinsame „Komfort-Baseline“, bevor Sie über konkrete Produkte sprechen.
- Nutzen Sie die „Miet-Leiter-Strategie“ als risikofreies Experiment, um vom Dachzelt bis zum Wohnmobil schrittweise Ihren gemeinsamen Stil zu finden.
- Betrachten Sie jede Ausstattung als „Erlebnis-Währung“: Entscheiden Sie bewusst, welche Naturerfahrungen Sie für ein Mehr an Technik „eintauschen“ möchten.
Wie entschlüsseln Sie die Symbole im Campingführer, um Enttäuschungen zu vermeiden?
Sie haben Ihren gemeinsamen Stil gefunden – herzlichen Glückwunsch! Doch die letzte Hürde wartet bei der Buchung: der Campingplatz. Ein Platz, der als „naturnah“ beworben wird, kann für den einen idyllisch ruhig und für den anderen erschreckend abgelegen sein. Ein „familienfreundlicher“ Platz kann für Paare ohne Kinder zu laut sein. Um hier Enttäuschungen und den ersten Urlaubsstreit zu vermeiden, müssen Sie lernen, die Sprache der Campingführer zu sprechen: die Symbole.
Diese kleinen Piktogramme sind eine standardisierte Kurzschrift, die Ihnen auf einen Blick verrät, was Sie erwartet. Sie sind der objektive Faktencheck für blumige Werbetexte. Besonders für Paare mit unterschiedlichen Ansprüchen ist es entscheidend, die richtigen Symbole zu priorisieren. Während der eine auf das Symbol für „Lagerfeuer erlaubt“ achtet, sucht der andere nach dem Symbol für „beheizte Sanitäranlagen“ oder „WLAN am Platz“. Die Klassifizierung durch renommierte Führer wie den ADAC Campingführer mit seinem 5-Sterne-System gibt zudem eine verlässliche Einschätzung über den Gesamtstandard eines Platzes.
Das gemeinsame Durchgehen der Symbole wird so zum finalen Schritt Ihres „Ausrüstungs-Dialogs“. Es stellt sicher, dass der gewählte Ort die zuvor definierte Komfort-Baseline beider Partner erfüllt. Die folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, systematisch vorzugehen und die Spreu vom Weizen zu trennen.
Ihr Plan zur Symbol-Entschlüsselung: So vermeiden Sie böse Überraschungen
- Grundausstattung prüfen: Suchen Sie nach Symbolen für Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss direkt am Stellplatz, falls dies Teil Ihrer Komfort-Baseline ist.
- Sanitärstandards bewerten: Achten Sie auf Symbole für beheizte Sanitäranlagen, Einzelwaschkabinen oder private Mietbäder. Dies ist oft ein entscheidender Komfortfaktor.
- Zusatzservices checken: Wie wichtig sind Ihnen WLAN, ein Brötchenservice, ein Restaurant oder ein Pool? Priorisieren Sie die entsprechenden Symbole.
- Platzkategorien vergleichen: Viele Plätze bieten Standard-, Komfort- und Premium-Stellplätze an. Prüfen Sie, was der Aufpreis beinhaltet (oft Größe, Lage, Anschlüsse).
- Filterfunktionen nutzen: Verwenden Sie Camping-Apps (z.B. ADAC Camping, Pincamp), um gezielt nach Plätzen zu filtern, die alle Ihre „Must-have“-Symbole aufweisen.
Häufige Fragen zum persönlichen Camping-Standard
Was bedeuten die ADAC-Sterne wirklich?
Die ADAC-Sterne sind ein Qualitätsurteil, das auf einer objektiven Inspektion von über 300 Merkmalen in fünf Bereichen beruht: Sanitär, Platzgelände, Versorgung, Freizeit und Bademöglichkeiten. Eine hohe Sternebewertung (z.B. 5 Sterne, „ADAC Superplatz“) deutet auf einen sehr hohen Standard in allen Bereichen hin. Immer mehr Camper schätzen dabei die Verbindung aus Naturerlebnis und Wellness-Angeboten wie Sauna oder Massagen direkt am Platz.
Welche Symbole sind für Familien mit Kleinkindern wichtig?
Für Familien sind Symbole entscheidend, die eine kindgerechte Infrastruktur garantieren. Achten Sie besonders auf Piktogramme für einen Spielplatz, Kinderanimation, ein separates Baby-Bad mit Wickelmöglichkeit und idealerweise ein als verkehrsberuhigt oder eingezäunt markiertes Gelände.
Wie erkenne ich ruhige vs. lebhafte Plätze?
Die Symbole geben hier klare Hinweise. Piktogramme wie ein durchgestrichener Lautsprecher, der Hinweis „Besonders ruhige Lage“ oder „Keine Animation“ deuten auf einen erholsamen Aufenthalt hin. Im Gegensatz dazu signalisieren Symbole für „Abendliches Unterhaltungsprogramm“, „Disco“ oder „Jugendgruppen erlaubt“ eine eher lebhafte und gesellige Atmosphäre.